Krieg in der Ukraine – so erklärst du ihn deinem Kind - Gefühlsförderung

Krieg in der Ukraine – so erklärst du ihn deinem Kind

Gefühle von Kindern ernst nehmen und verstehen
März 23, 2022
Wieso du über deine Gefühle mit deinem Kind sprechen solltest?
Juli 20, 2022
Gefühle von Kindern ernst nehmen und verstehen
März 23, 2022
Wieso du über deine Gefühle mit deinem Kind sprechen solltest?
Juli 20, 2022

Längst sind die Krisen dieser Welt in den Kinderzimmern und Schulklassen angekommen. Und auch der gegenwärtige Krieg in der Ukraine mit all seinen Schrecken wie Terror, Zerstörung und Flucht macht selbst vor den Kleinsten nicht halt. Wie erklärst du dieses Geschehen deinem Kind? Wie fängst du es am besten auf, sobald es Bescheid weiß?

Folgend einige Ratschläge zu diesem Thema.

 

Das Thema ansprechen – oder lieber doch nicht?

Kriegerische Auseinandersetzungen gibt es ja fast immer irgendwo auf der Welt – Staaten oder Bevölkerungsgruppen kämpfen beispielsweise um Macht, Land und Güter oder verteidigen ihre Heimat, Freiheit und Menschenwürde. In unserem Land gibt es momentan zwar Frieden und Sicherheit, doch Krisen können jederzeit überall entstehen. Und aus diesen Krisen erwachsen militärische Auseinandersetzungen, wenn sich die Fronten verhärten und die Beteiligten nicht mehr bereit sind, die Probleme durch Reden und Verhandeln zu bereinigen. Und genau auf solche Situationen müssen Kinder schonend vorbereitet werden – gerade in einer instabilen Zeit wie dieser.

Deine Kleinen sollten nicht irgendwo oder von irgendjemandem erfahren, dass ganz in ihrer Nähe ein Krieg stattfindet, die Menschen Angst haben und um ihr Leben bangen müssen. Eltern haben jetzt die Verantwortung, selbst mit ihren Kindern zu reden, ihre Fragen zu beantworten, sie zu trösten und ihre Sorgen abzufedern.

Wenn man als Mutter oder Vater das Thema nicht direkt anspricht, bekommen vor allem aufmerksame, feinfühlige und schlaue Kinder aber dennoch mit, was passiert – im Supermarkt, bei den Großeltern, oder zu Hause bei den Freunden, überall dort, wo Erwachsene nicht auf die Anwesenheit von Kindern achten oder trotzdem offen und ungefiltert über alles reden. Im schlimmsten Fall erfahren die Kleinen aus den Medien von den Kriegshandlungen und sehen dabei zugleich verstörende Bilder, die unter Umständen zu einem Trauma führen können. All dies gilt es, zu vermeiden und selbst rechtzeitig die Initiative zu ergreifen.

Stell dich dem Gespräch so bald als möglich! Mit den Kleinen nicht über die Probleme in der Ukraine zu sprechen, weil man sie schonen will, ist das falsche Signal – wegschauen sollte nicht die Lösung sein. Wenn Eltern vor ihrem Nachwuchs die dunkle Seite der Menschheit zu verbergen versuchen, schaden sie ihnen auf Dauer nur, weil sie diese schneller als gewünscht selbst entdecken werden und dann unvorbereitet sind.

Beschreibe das Geschehen in der Ukraine ernsthaft, objektiv und neutral. Denke bitte daran, Emotionen beiseite zu lassen. Natürlich sind Emotionen vorhanden, aber wenn wir Kindern die Situation erklären, sollten wir ihnen keine Angst machen.

Wann es an der Zeit ist und wie du deine Erklärung am besten formulierst

Es ist definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, die kriegerischen Auseinandersetzungen in der Ukraine direkt nach einem Bericht im Fernsehen zu thematisieren, da man selbst zu aufgewühlt ist. Die negativen Emotionen, die bei Erwachsenen beim Anblick erschreckender Bilder ausgelöst werden, übertragen sich sonst automatisch auf die Kleinen.

Am besten wählst du einen entspannten Moment für deine Erklärungen, in dem du deinem Nachwuchs erklärst, was gerade in einem Teil von Europa passiert – etwa nach dem Abendbrot. Im Idealfall sprichst du dich zuvor mit deinem Partner ab, so du nicht alleinerziehend bist, damit Einigkeit über den geplanten Verlauf des Gesprächs herrscht. Wichtig ist, dass du die Geschehnisse mit Bedacht einfühlsam thematisierst, aber keine zu große Ergriffenheit zeigst oder gar weinst. Wenn du traurig bist, ist auch dein Sohn oder deine Tochter traurig, nicht unbedingt wegen des Kriegs, sondern weil du leidest. Auch Angst oder Unsicherheit haben keinen Platz bei dieser Erklärung, diese Empfindungen übertragen sich ebenfalls auf den Nachwuchs.

Sollte sich eine Diskussion entwickeln, lass dich nicht dazu hinreißen, zu schimpfen oder böse Worte fallen zu lassen – dein Kind wird zwar verstehen, dass du Partei ergreifst, nicht aber, dass du einer Seite “die Pest an den Hals wünscht” (selbst soll es mit seinen Gegnern ja auch souverän umgehen und nicht streiten, du musst hier fest in deiner Vorbildfunktion verankert bleiben).

Schildere einfach ernst, sachlich und neutral, ohne allzu viel Unverständnis für die Situation zu zeigen, was in der Ukraine gerade passiert. Erkläre, dass die Medien über die militärischen Auseinandersetzungen berichten müssen, dass solche Sendungen aber nur für Erwachsene gedacht sind. Die Frage nach dem Warum beantwortet man am besten mit der Begründung, dass es Menschen gibt, die Unfrieden stiften, weil sie nie zufrieden sind – weder mit sich selbst, noch mit ihrem Leben. Zugleich sollten wir den Kindern aber auch vermitteln, dass die Mehrheit der Menschen ein reines Herz haben, Krieg verabscheuen und die Welt für alle zu einem schönen Ort machen.

Wie man Kinder altersgerecht auffängt

Wie man mit dem Nachwuchs über den Krieg spricht, hängt zu einem großen Teil vom Alter in Kombination mit der Reife der Kinder ab – die Kleinen sollen natürlich nicht überfordert werden, aber auch Unterforderung bei den bereits etwas Älteren ist ein Thema. Du solltest dir also genau überlegen, was deinem Nachwuchs zuzumuten ist.

Hier ein kleiner Leitfaden, den du für dich adaptieren kannst:

  • Unter 7-Jährige reagieren vor allem empfindlich auf Geräusche und Bilder, die mit Kindern in Zusammenhang stehen. Sie sollten aber generell keinesfalls mit Nachrichten konfrontiert werden, in denen der Krieg und Gewalt gegen Menschen Thema ist. Gefühle wie Angst, Unsicherheit oder Hilflosigkeit dürfen sie von den Erwachsenen nicht spüren. Wenn du Kinder in dem Alter hast, gilt es, ihnen größtmögliche Sicherheit zu vermitteln, ohne die Vorkommnisse zu beschönigen, wenn sie dennoch davon erfahren bzw. damit in Berührung kommen. Wenn du mit deinen Kindern über den Krieg sprichst, hilft es, gewisse Ereignisse aufzuzeichnen bzw. zu malen – auch Antworten, wenn sie Fragen stellen. Darüber hinaus existieren einige gute Bilderbücher zum Thema.
  • Bei Kindern ab acht bis zu einem Alter von zwölf Jahren hinterlassen Kriegsberichte und Nachrichten über Terror und Zerstörung in erster Linie ein Gefühl von Ausgeliefertsein und Resignation. Sie denken, dass sie nichts mehr selbst in der Hand haben und alles hinnehmen müssen. Und genau diese Emotion könnte auf andere Bereiche in ihrem Leben übergreifen, beispielsweise im Bereich Schule: Wozu noch lernen? Wer weiß, was in zehn Jahren ist?

Diesen Gefühlen solltest du genug Raum lassen und nicht einfach abschmettern, aus Angst, dass sie eine Ausrede für schlechte Leistungen sind. Auch für Kinder dieser Altersgruppe existieren zahlreiche Bücher oder kulturelle Angebote, mithilfe derer das Thema professionell aufgearbeitet werden kann.

  • Jugendliche ab 13 Jahren informieren sich häufig schon selbst, verfolgen die Meinungen Gleichaltriger in den sozialen Medien und tauschen sich mit Freunden aus oder bitten Erwachsene von sich aus um ein klärendes Gespräch. Die meisten Teenager machen sich viele Gedanken zum Thema, fragen aktiv nach, diskutieren und wollen sich engagieren. Diesen Bedürfnissen nach einem Teilhaben an den Geschehnissen, Mitsprache und Unterstützung Schwächerer solltest du genug Raum geben. Auch in den Schulen muss gesellschaftspolitischen Themen noch mehr Wert beigemessen werden.


Mehr Informationen und Tipps


Komm in meinen engsten Kreis und erhalte Informationen und Tipps von mir in deinem Postfach



Consent Management Platform von Real Cookie Banner